Der Arbeitskreis Umwelt: (v.l.) Annabelle Breuninger, Leonie Schoppet, Fabian Schöck, Lisa Häußler, Sophie Häußler und Jugendreferent Harry Sommer planen eine Informationsveranstaltung zum Thema Foodsharing (nicht im Bild: Emma Huke und Finja Frank) Fotos: Eckhard Eibner
Foodsharing? Was ist das überhaupt? Das wollen die sieben Jugendlichen des Aktionskreises Umwelt am Freitagabend im Alten Rathaus von Hildrizhausen erklären. Neben Saubermach-Aktionen planen sie mit dieser Veranstaltung gegen Lebens- mittel-Verschwendung vorzugehen. „Hut ab“, sagt Jugendreferent Harry Sommer.
Artikel vom 25. September, Kreiszeitung Böblinger Bote
Von Melissa Schaich
HILDRIZHAUSEN. Wer kennt das nicht: Kurz vor dem Urlaub zeigt ein Blick in den Kühlschrank, dass die Hälfte der Fächer noch mit Lebensmitteln gefüllt sind, die nach der Rückkehr nur noch eine Frage aufwerfen: Restmüll oder Biomüll?
Genau dagegen will der Aktionskreis Umwelt vorgehen und plant deshalb praktische Schritte, um die Bevölkerung auf mögliche Alternativen zur Mülltonne aufmerksam zu machen. Bei einer Info-Veranstaltung am Freitag, 27. September, um 19 Uhr im Alten Rathaus in Hildrizhausen, wollen die Jugendlichen das Konzept des Foodsharing vorstellen. In größeren Städten stößt die Idee bereits auf Anklang: Zumeist registrieren sich Menschen auf einer Internetplattform und vernetzen sich so mit anderen Menschen, die ebenfalls keine Lebensmittel in die Tonne kippen wollen. So können Tomaten, Paprika, Brot und vieles mehr geschickt von zu Hause abgeholt werden, ohne dass etwas kaputt geht. Außerdem gibt es zumeist Plätze an öffentlichen Stellen wie Universitäten oder Vereinshäusern, an denen beispielsweise ein Foodsharing-Kühlschrank steht. An diesem offiziellen Platz können Menschen dann ihre überschüssigen Lebensmittel abgeben, die andere wiederum verwenden können.
Doch wie genau die Idee umgesetzt werden soll, wird sich in Hildrizhausen zuerst noch herausstellen. Am Freitagabend wollen die Jugendlichen erstmal informieren, damit mehr Menschen von ihrer Idee erfahren. „Mit der Infoveranstaltung wollen wir erstmal schauen, wie viele Leute überhaupt Interesse haben und erklären, um was es dabei geht“, erklärt Sophie Häußler vom Aktionskreis. Die 18-Jährige studiert momentan Biochemie in Tübingen.
Der Arbeitskreis entstand aus dem Jugendforum, das Jugendreferent Harry Sommer Anfang des Jahres organisiert hat. Seitdem treffen sich die Jugendlichen alle paar Wochen und planen ihre Aktionen. „Es ist wirklich beeindruckend wie engagiert und organisiert die Kids an diese Sache herangehen“, sagt Harry Sommer.
Am Freitag nach den Sommerferien hat sich der Arbeitskreis für einen Dorfputz versammelt. Auf drei Routen zogen die Jugendlichen durch den Ort und sammelten auf ihrem Weg Müll ein. Drei Bollerwägen voller Abfall und sechs Joghurtbecher mit Zigarettenstummeln waren das Ergebnis. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement haben sie den einen oder anderen verblüfft. „Am Netto-Parkplatz hat einer angehalten und gefragt, wer uns bezahlt“, lacht Lisa Häußler, die mit ihren elf Jahren zu den jüngeren Mitgliedern im Arbeitskreis gehört. Inspiriert wurden die Jugendlichen von der Aktion „Ein Stück am Tag“, die Harry Sommer ins Leben gerufen hat. Dabei geht es darum, pro Tag ein herumliegendes Stück Müll aufzuheben und zu entsorgen. Auch für mehr Mülleimer hat sich die Gruppe eingesetzt: Drei neue Exemplare hat die Gemeinde bereits aufgestellt.
„Es ist bemerkenswert, welche Verbesserungsvorschläge von den jungen Leuten kommen“, schwärmt Harry Sommer. „Sie legen einfach Wert auf eine saubere Umwelt“, fügt er hinzu. Auf ihrem Plan stehen auch nachhaltige Leinentaschen statt Plastiktüten. Mithilfe von Sponsoren will die Gruppe diese Taschen Einkäufern zur Verfügung stellen, damit weniger Plastik verbraucht wird. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt geht es erstmal um die Lebensmittel selbst.
Auch in ihrem Alltag achten die jungen Umwelt-Aktivisten und -Aktivistinnen darauf, wie und was sie konsumieren. „Ich schaue zum Beispiel, dass ich regional einkaufe und vor allem auf Kosmetikprodukte verzichte, die viel Plastikmüll produzieren“, erzählt Annabelle Breuninger, die in Esslingen Soziale Arbeit studiert. „Bei mir kommt beispielsweise kein plastikverpacktes Gemüse oder Obst mehr ins Haus. Wenn dann auf den Regalen mehr Plastik als Obst liegt, hört’s bei mir auf“, ergänzt Harry Sommer.
Wer braucht schon Erdbeeren im Dezember?
„Auch saisonales Einkaufen ist wichtig“, sagt die elfjährige Lisa Häußler, „ich brauche beispielsweise keine Erdbeeren im Dezember.“ Wenn sich die Jugendlichen so in ihrem Umfeld umschauen, merken sie an der einen oder anderen Stelle ein gesteigertes Bewusstsein. „Als wir in der Schule unsere Hoffnungen und Ängste aufschreiben mussten, hat die große Mehrheit ihre Sorgen über das Klima ausgedrückt“, erzählt Lisa Häußler.
„Dann ist es aber auch oft so, dass, wenn wir nach der großen Pause über den Schulhof gehen, überall Coladosen und Chipstüten herumliegen“, berichtet Leonie Schoppet und zuckt mit den Schultern. „Das regt mich dann auf“. Eines ist den Jugendlichen klar: Es gibt noch viel zu tun. Der Meinung, dass es sowieso nichts bringt, seine eigene Lebensweise zu ändern, steht die Gruppe entschlossen entgegen. „Manche sagen, es bringt nichts, etwas zu verändern. Das ist eine problematische Sichtweise. Wenn wir unser Konsumverhalten ändern, wird sich auch die Wirtschaft anpassen“, ist sich Annabelle Breuninger sicher.
Durch Taten überzeugen, das ist ihr Motto. „Wenn andere unsere Aktionen sehen und gut finden und dann auch mitmachen, ist das umso besser „, sagt Sophie Häußler. Zwingen wollen sie niemand. Nur Schritt für Schritt Veränderungen bewirken, die irgendwann den Unterschied machen. „Durch den Rücken direkt in die Brust“, meint Harry Sommer.
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