Waghalsig: Fahrradbegeisterte Jugendliche zeigten gleich nach der Eröffnung, was sie drauf haben – nach eineinhalb Jahren Wartezeit bis zur Fertigstellung Fotos: Stefanie Schlecht
Die offizielle Einweihung der BMX-Strecke auf den Altdorfer Seewiesen ließ lange auf sich warten: Am vergangenen Samstag kurz nach 14 Uhr war es dann endlich soweit. Das symbolische Absperrband wurde zertrennt und die Strecke im Rahmen einer kleinen Feier freigegeben.
Artikel vom 13. Oktober 2019, Kreiszeitung Böblinger Bote
Von Claudia Bauernfeind
ALTDORF. Eltern, Großeltern sowie viele weitere Unterstützer und Förderer verfolgten bei schönstem Wetter, wie die BMX-Fahrer ihren neuen Dirtpark auf den Altdorfer in Beschlag nahmen. Eigentlich war die Eröffnung des Geländeparcours Ostern geplant, dann wurde Sommer daraus, und jetzt, im Herbst, ist es soweit: In seiner kurzen Begrüßungsrede wählte Altdorfs Bürgermeister Erwin Heller folgenden Vergleich: „Das ist wie die Strecke selbst, die ja nie fertig wird und ständig bearbeitet und modelliert wird. Es ist ein Projekt zur Weitergabe an die Jüngeren.“
Unter dem Motto „Wir müssen der Jugend Freiheit geben“ schnitt er gemeinsam mit Jugendreferent Harry Sommer das rot-weiße Band entzwei. Die Strecke war damit offiziell freigegeben – doch die Jugend musste sich noch gedulden. Zunächst begab sich nämlich Heller persönlich auf die Bahn. Mit der Strecke nur für sich allein drehte er mit seinem Fahrrad – vorschriftsmäßig mit Helm ausgestattet – die Einführungsrunde. Schon in der ersten Kurve aber rief ihm Jugendreferent Sommer zu: „Gas geben.“ Doch Heller ließ sich nicht beirren, genoss lieber und brachte die Rundfahrt souverän hinter sich. „Das macht Spaß“, ließ er wissen.
Heller musste die Strecke aber dann doch für die gekonnten Fahrer räumen, die schon in den Startlöchern lauerten, um dem Publikum ihr Können zu präsentieren. Die Halbprofis, wie sie Harry Sommer nennt, zeigten ihre gekonnten Sprünge auf den großen Tables und Doubles, wie die Schanzen genannt werden. Rasant in Schräglage und mit gekonnten Drehungen jagten sie über die perfekt modellierte Bahn. Währenddessen fragten schon die Kleineren ungeduldig, wann sie endlich an der Reihe seien. Die Jüngsten mussten sich allerdings noch etwas gedulden, denn die Könner posierten vorher noch einmal für die Kamera.
Kaum waren die Sprünge im Kasten, übernahm die komplette Zweirad-Schar die Herrschaft über den Parcours. Zwei unterschiedliche Streckenverläufe wurden in die Bahn integriert. Auf den niedrigeren Außenhügeln dürfen sich die Kleineren ab vier Jahren versuchen – und sich die Sprünge bei den Größeren abschauen, die gekonnt über die innenliegenden Hindernisse springen. Der höchste Hügel der Bahn gilt als Startpunkt. In seinen Hang wurden extra Stufen gegraben, so dass auch die Kleineren ihre Fahrräder ohne auszurutschen nach oben bugsieren können. Von hier aus haben die Fahrer den Überblick über die gesamte Strecke und sehen, wann der Weg für die nächste Runde frei ist.
Auf dem Startplatz mit höchstens zwei auf zwei Metern herrschte teilweise ein buntes Gedränge beim Warten auf den nächsten Einsatz. Kein Wunder: Eineinhalb Jahre sind bis zur Fertigstellung vergangen und in der Zwischenzeit musste sogar die Feuerwehr Altdorf mit der Wasserspritze aushelfen, damit während der Sommermonate überhaupt weitergebaut werden konnte. „Normalerweise brauchen Kinder und Jugendliche ein nahes Ziel, um bis zum Ende durchzuhalten. Daher ist es umso erstaunlicher, dass die Jungs hier so viel Ausdauer gezeigt haben. Hier sind etliche Liter Schweiß geflossen, unglaublich fleißige Jugendliche waren hier am Werk“, lobte Jugendreferent Harry Sommer das Bauteam der Dirt-Bike-Truppe.
Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Jugendlichen gelobt
Gelingen konnte dieses Jugendprojekt nur, weil alle an einem Strang zogen. „Die Vernetzung zwischen Gemeindeverwaltung, Bauhof, Feuerwehr, Jugendreferat und vor allem den Familien und Jugendlichen hat hier einwandfrei funktioniert“, pflichtete ihm Bürgermeister Heller bei. Auch beim Gedanken an den Bau des Altenheims, welches auf der anderen Seite der Bäume entstehen wird, sieht der Bürgermeister keine Schwierigkeiten auf die Gemeinde zukommen: „Nein, ein alter Mensch freut sich über nichts mehr als über Kinder. In Zukunft, wenn das Heim gebaut, der Spazierweg angelegt und der Spielplatz aufgebaut ist, können Angehörige ihre im Heim wohnenden Senioren hierher begleiten.
Die Jugendlichen, die hier fahren, wissen, dass Nachbarschaft da ist und sind vorbildlich.“ Harry Sommer ergänzte: „In der Jugendkultur rund um den Parcours gibt es keine angeschlagenen Regeltafeln, hier gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Rücksicht und Respekt. Die Jugendlichen respektieren sich gegenseitig und geben aufeinander acht.“