21 Kinder und Jugendliche brachten ihre Ideen zur Zukunft der Gemeinde beim 4. Jugendforum in Hildrizhausen ein
Umweltschutz, Freizeitangebote oder W-Lan: 21 Jugendliche hatten beim 4. Hausemer Jugendforum viele Ideen für ein besseres Miteinander Foto: scu
Wie soll die Zukunft Hildrizhausens aussehen? Eine Frage, die normalerweise in den Händen von Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern liegt. Beim 4. Jugendforum ließ Jugendreferent Harry Sommer die junge Generation zu Wort kommen. Die Vorschläge: vielfältig und zum Teil verblüffend.
Von Sandra Schumacher, Kreiszeitung Böblinger Bote, 18. März 2019
HILDRIZHAUSEN. Insgesamt 21 Jungs und Mädels im Alter zwischen zehn und 17 Jahren hatten sich am Freitagabend in der Schönbuchhalle eingefunden, um ihre Vorstellungen einzubringen. „Ich hätte mir schon gewünscht, dass noch zehn oder 15 weitere Kids dazugestoßen wären, aber diejenigen, die da waren, waren sehr engagiert und haben interessante Themen eingebracht. Daher bin ich mehr als zufrieden mit der Veranstaltung“, lautete das Fazit von Harry Sommer.
Ganz oben auf der Liste: Die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Naturschutz. „Können wir nicht dafür sorgen, dass öfter der ganze Müll auf den Feldwegen weggeräumt wird?“ oder „Ich fänd’s auch gut, wenn übrig gebliebenes Essen nicht immer weggeworfen wird“, lauteten die Vorschläge aus dem Plenum. Grund genug für Sommer, hier einen von insgesamt drei Schwerpunkten zu setzen, zu denen die Jugendlichen in der Folge Arbeitsgruppen bildeten, um sich weitere konkrete Maßnahmen zu überlegen. So wünschen sich die jungen Gemeindemitglieder beispielsweise einen Ausgleich für die abgeholzte Fläche beim Freibad (Stichwort: „grünes Herz“), den Aufbau von Foodsharing-Häusern, mehr Mülleimer auf den Feldwegen oder einen Waldlehrpfad.
Warum gerade diese Themenbereiche die Hausemer Jugend besonders umtreibt? „Wenn wir unsere Lebenswelt kaputt machen, zerstören wir uns nur selbst“, meinte die 13-jährige Emma – und erntete dafür einhelliges Nicken ihrer Altersgenossen sowie verwunderte Blicke seitens der anwesenden Erwachsenen. „Ich bin ziemlich überrascht, aber in einem total positiven Sinne“, sagte Bürgermeister Matthias Schöck, der sich am Freitagabend persönlich einen Eindruck davon machte, was die jungen Gemeindemitglieder bewegt.
Ebenso bei den Jugendlichen hoch im Kurs: Der zweite Themenschwerpunkt „Freizeit“. „Es wäre schön, wenn es auch Angebote für Kinder geben würde, die älter sind als zwölf Jahre“, lautete ein Kritikpunkt aus dem Plenum. „Und im Winter könnte man auch mehr anbieten, die meisten Sachen finden nur zwischen Frühjahr und Herbst statt.“ Auch hier entwickelten die Kids innerhalb des zweistündig angesetzten Events erste konkrete Ideen, beispielsweise eine Skiausfahrt oder eine Trampolin-Sprungbude im Ort. Aber auch ein täglich geöffneter Jugendraum mit Tischkicker, Spielekonsole und Getränkeautomat hielt Einzug auf die Wunschliste. „Den haben wir ja mit dem Konzäppt-Jugendtreff bereits“, sagt Sommer, „wir müssen ihn also nur reaktivieren.“
Auch die Sicherheit spielt für die Kids eine wichtige Rolle
Ein wichtiger Punkt an dieser Stelle: Die Sicherheit, beispielsweise in Form eines Erwachsenen, der als Ansprechperson, „nicht aber als Aufsicht“ für Notfälle zur Verfügung steht. Auch beim Freizeitgelände am Friedhof hoffen die Jugendlichen künftig auf mehr Sicherheit durch eine Überwachungskamera, „damit nicht irgendwelche älteren Jugendlichen alles kaputt machen“.
Einen dritten Schwerpunkt setzten die Kids beim Thema „Freibad“, dessen Sanierung nach der Badesaison 2019 sowieso auf der Agenda der Gemeinde steht – und für die Bürgermeister Matthias Schöck bereits eine gute Nachricht parat hatte: „Es wird auf jeden Fall eine Wasserrutsche installiert.“ Ein Wunsch ist also bereits abgehakt, weiterhin stehen aber noch beispielsweise ein frei zugängliches W-Lan-Netz, ein besseres Essensangebot beim Kiosk, ein 5-Meter-Sprungbrett oder bessere Umkleidekabinen auf dem Zettel. „Cool wäre auch ein kleines Hallenbad, in das man gehen könnte, wenn es regnet oder kalt ist“, meinte der neunjährige Henry, der das Jugendforum rundum positiv bewertete: „Ich finde es gut, dass wir unsere Meinung sagen können und dass auch mal auf kleine Leute gehört wird.“
„Die Jugendbeteiligung ist enorm wichtig für die Demokratie-Erziehung“, erklärt Harry Sommer. „Wenn die Kids sehen, dass sie was erreichen, wenn sie sich für etwas engagieren, nehmen sie das für ihr ganzes Leben mit. Ebenso lernen sie damit umzugehen, dass nicht jeder Wunsch immer erfüllt werden kann. Meiner Meinung nach ist das die beste Investition, um eine Beteiligungskultur zu etablieren“, waren sich Sommer und Michael Groh, Bereichsleiter für Kommunale Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit bei der Waldhaus Jugendhilfe, einig.
Entscheidend sei es nun, die Vorschläge zügig einzubringen und eine Umsetzung auf den Weg zu bringen. „Der Zeithorizont bei Jugendlichen ist ganz anders als bei uns. Sechs Monate sind für sie eine halbe Ewigkeit“, so Sommer. Deswegen will er nun alle Ergebnisse zusammenfassen und sie im Mai dem Gemeinderat präsentieren. Außerdem sollen die Arbeitsgruppen auch weiterhin zusammenfinden, um gemeinsam weitere Maßnahmen zu erarbeiten. „Ich erhoffe mir, dass der Auftakt heute eine Kettenreaktion auslöst und dass sich noch weitere Jugendliche melden, die bei uns mitarbeiten.“
Bürgermeister Matthias Schöck jedenfalls zeigte sich mächtig beeindruckt von den Vorschlägen, die die jungen Hausemer schon am Freitagabend aufs Tableau gebracht haben. „Ich bin optimistisch, dass sie uns realistische Wünsche vorstellen und dass wir einiges davon umsetzen können.“