
Seit Juni 2018 ist Jessica Belvis Ramirez Vertraute und Lotsin für Kinder und Jugendliche an der Gemeinschaftsschule Döffingen, wenn es um persönliche Probleme geht oder Schul- und Berufswahl anstehen. Die Schulsozialarbeiterin nahm bei ihrem ersten Tätigkeitsbericht im Gemeinderat kein Blatt vor den Mund.
Von Matthias Weigert, Artikel vom 10. Februar 2019, Kreiszeitung Böblinger Bote
GRAFENAU. „Wenn Schüler auffällig werden, liegt das häufig an der Familiensituation“, betonte die Schulsozialarbeiterin. Scheidungen und überforderte Eltern gebe es schließlich nicht nur in Böblingen oder Sindelfingen, sondern auch in Grafenau.
Allein bis Ende des Jahres hat Jessica Belvis Ramirez rund 250 Einzelgespräche geführt, „deren Inhalt streng vertraulich bleibt. Schließlich ist die Schulsozialarbeit kein Anhängsel der Schule, sondern eine eigenständige Einrichtung und so etwas wie eine Anwaltsbüro der Schüler, das Wege aufzeigt, damit Kindern, Jugendliche und Eltern professionelle Hilfe bekommen“, stellte die Schulsozialarbeiterin klar und beklagte zugleich, dass schnelle Hilfe von Psychologen und Jugendpsychiatern schwer zu bekommen sei.
Fast 600 Schüler zählt die Gemeinschaftsschule. Viele hat Jessica Belvis Ramirez im Sozialtraining in allen neun Klassenstufen kennen gelernt. Darin ging es um Interkulturalität und Migration, gegenseitigen Respekt, Grenzen-Setzen und Suchtprävention. Das Thema „Alt werden in unserer heutigen Gesellschaft“ führte sogar zu einer Kooperation mit dem Zentrum für Senioren und Begegnung Adrienne von Bülow im Teilort Dätzingen.
Die älteren Schüler nahmen laut Schulsozialarbeiterin gern die Beratung und Hilfestellung zu den Themen Prüfungsangst, Prüfungsvorbereitung und Berufsorientierung an. Auch das Kollegium fasste demnach schnell Vertrauen in die Schulsozialarbeit. Dabei waren sicherlich auch die mehrstündige Proben für die gemeinsame Aufführung des Musicals „Time to say goodbye“ zur Abschiedsfeier des langjährigen Schulleiters Bruno Metzger hilfreich. Bereits zum Sommerfest der Schule präsentierte die Schulsozialarbeit unter dem Motto „Tag der offenen Tür“ ihre neuen Räumlichkeiten. Schüler der Klassenstufe 9 halfen mit coolen Motiven beim Gestalten der Bürowände und hießen damit die neue Schulsozialarbeiterin willkommen.
Zu Beginn des neuen Schuljahres fand das Pilotprojekt „Schullandheim“ mit den Fünfern statt. Drei Tage verbrachten 65 Schüler zusammen mit Lehrer und Schulsozialarbeiterin in Wildberg. Dabei ging es vor allem darum, die Klassengemeinschaft zu stärken, aber auch darum, die Schule, die neuen Lehrer und die Schulsozialarbeit besser kennenzulernen.
Seit September 2018 können die Schüler in der „Do it yourself“-AG das Schülercafé nach ihren Wünschen umgestalten. Auch haben die Schüler der oberen Sekundarstufe I, die Chance, ihren eigenen Jugendraum zu gestalten.
Seit Dezember 2018 ist die Schulsozialarbeit auch in der SMV aktiv – geplant ist im Februar eine Schulparty, die von der SMV geplant und durchgeführt werden soll.
Eine enge Vernetzung besteht auch mit dem Jugendreferat von Grafenau. Punktuell wurde in Kooperation mit den verschiedenen Klassen Aktionen an und im Jugendtreff Stegmühle angeboten. Höhepunkt der Kooperation war das bewährte und beliebte Indianerlager. Die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren konnten in der letzten Sommerferienwoche ganz in die Welt der Indianer eintauchen.
„Wir leben in einer schwierigen Zeit“, bekannte Bürgermeister Martin Thüringer und sah in viele besorgte Gesichter von Gemeinderäten. Deshalb soll die derzeit vakante Halbtagsstelle im Jugendreferat möglichst schnell nachbesetzt werden, „weil im Jugendtreff Stegmühle derzeit Sabine Ekenja Alleinunterhalterin ist und insbesondere die aufsuchende Jugendarbeit ausgebaut werden müsse, weil viele Jugendliche kaum mehr bereitgestellte Räumlichkeiten in Anspruch nehmen“.
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