Das Waldhaus hinterlässt Spuren. Als Leuchtturm in der Jugend-Sozialarbeit. Weithin sichtbar, nicht zu übersehen. Seit 60 Jahren. Und erst recht in diesen Tagen. Denn das Waldhaus Hildrizhausen feiert seinen runden Geburtstag mit Lichtillumination, Feuerkünstlern, feierlicher Beleuchtung. Und mit echten Lichtgestalten – aus dem Sport.
Weil das Waldhaus immer in Bewegung geblieben ist, angetrieben von vielen Mitarbeitern, die aus dem Sport kommen, und weil hier wie in einer erfolgreichen Mannschaft ein ganz spezieller Spirit gelebt wird, sind zur besonderen Feier besondere Athleten eingeladen worden. Drei aus der Leichtathletik. Drei aus dem Handball.
Den Anfang machten Marie-Laurence Jungfleisch, seit fünf Jahren die beste Hochspringerin in Deutschland, Niko Kappel, Paralympics-Sieger im Kugelstoßen, und Leon Groh, eines der Top-Talente in der württembergischen Leichtathletik. Dank Moderator Joachim Zühlke und dank der Fragen von drei Jugendlichen aus dem Waldhaus, die sich in einem Medienprojekt auf den Abend speziell vorbereitet hatten, erfuhr das Publikum auch viele überraschende Dinge: Zwei-Meter-Springerin Marie-Laurence Jungfleisch liebt nicht nur die Aufmerksamkeit des Publikums, sondern auch Chips, Niko Kappel, der gerne mal einen Witz über seine Kleinwüchsigkeit macht, Kinderschokolade („Wahrscheinlich liegt das an meiner Größe“), Leon Groh Chips und Kinderschokolade: „Manchmal esse ich aber auch Obst.“

Es ging allerdings nicht nur um die Ernährungsgewohnheiten der Athleten. Sondern natürlich auch um ihre sportlichen Ziele. Die WM-Vierte Jungfleisch will bei der Heim-EM im nächsten August in Berlin endlich ihre erste internationale Medaille gewinnen, Kappel nach Paralympics-Gold 2016 in Rio und WM-Gold 2017 in London nun auch noch den EM-Titel 2018. Und Leon Groh? Peilt bei der U-16-DM im kommenden Sommer im Neunkampf das Podium an, auch wenn er seine Zukunft nicht unbedingt im Mehrkampf sieht. Weil die zehnte Disziplin bei den Erwachsenen der 1500-Meter-Lauf ist. Diese Distanz ist ihm zu lange – er will sich deshalb eher auf den Sprint und den Weitsprung konzentrieren.
Die drei Athleten gaben aber auch Einblicke in ihr Berufs- und Privatleben. Marie-Laurence Jungfleisch, die eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht hat, ist seit vier Jahren Sportsoldatin und findet sogar Biwaks im Winter unterhaltsam – zumindest im Rückblick. Leon Groh hat sogar noch Zeit, um manchmal ins Kino zu gehen (zuletzt in „Fack ju Göhte 3“). Und Niko Kappel, bisher 17 Stunden pro Woche bei der Volksbank Welzheim angestellt, wird sich ab Januar voll auf den Sport konzentrieren – abgesehen von seinem Engagement in der Kommunalpolitik. Der Kugelstoßer sitzt für die CDU im Gemeinderat, und er hofft, dass sich die prominenten Kollegen in Berlin doch noch ihrer Verantwortung besinnen: „Das Leben besteht aus Kompromissen – auch in der Politik.“
An diesem Freitag werden die nächsten Lichtgestalten in Hildrizhausen ihre Spuren hinterlassen. Dann sind Ex-Nationalspielerin Kathrin Blacha, U-17-Europameisterin Lea Neubrander und Weltmeister Markus Baur (aktuell Trainer bei Bundesligist TVB Stuttgart) zu Gast im Waldhaus. Sie treten dort mit einem hohen Ziel an – weil sie beweisen wollen, dass Handballer ebenso unterhaltsam sein können wie Leichtathleten.
von Jochen Klingovsky