Der Sommer ist vorbei, das Schuljahr hat wieder begonnen… Auch für die Schulsozialarbeiterinnen der Stadt läuft das Alltagsgeschäft wieder an. Wir möchten dafür sorgen, dass sich Kinder und Jugendliche am Lebensort Schule wohl fühlen und – darüber hinaus – auch in ihrem Heimatort.
Wir werden oft gefragt: was macht Schulsozialarbeit eigentlich? Bei „Jugendsozialarbeit an Schule“ handelt es sich um ein Angebot der Jugendhilfe in Form einer verbindlich vereinbarten, dauerhaften und gleichberechtigten Kooperation mit Schulen. Vorteil ist, dass alle Kinder und Jugendlichen durch Schulsozialarbeit erreicht werden können – weil sie da ist, wo die Kids sein müssen. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, dass die Angebote dennoch einen hohen freiwilligen Charakter haben. Schüler*innen sind eingeladen, zu den offenen Treffs innerhalb des Schulgeländes zu kommen, sich für thematische Gruppen anzumelden, sich zu engagieren, zu informieren oder ein klärendes Gespräch zu führen.
Manchmal ist einfach mal ein „neutraler“ Blick von einer Person außerhalb der Schule und des Elternhauses gefragt. Manchmal ist man mit sich nicht ganz im Reinen oder noch orientierungslos, wie es nach der Schule weitergehen soll oder man will ein besonders schönes Erlebnis teilen. Manchmal muss man sich einfach mal auskotzen und manchmal ist die Not so groß, dass die Schulsozialarbeit an das Netzwerk von Hilfen in der Stadt und im Landkreis vermittelt. Wir sehen die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien als Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt an – d.h. wir suchen gerne gemeinsam nach Lösungen, bieten Ideen an und Hilfe bei der Umsetzung – die Menschen entscheiden jedoch selbst, was sie wirklich anpacken oder was sie vielleicht besser bleiben lassen.
Dass es erst gar nicht zu verzwickten Situationen kommt, ist ein großes Anliegen der Jugend(sozial)arbeit der Stadt. Auch auf diesem Hintergrund finden Präventionsprojekte mit Schulklassen und übergreifenden Gruppen statt. Zum Schuljahresbeginn startet die Schulsozialarbeit oftmals mit Projekten zur Klassengemeinschaft mit den unteren Klassen. Sich kennenlernen, in anderen Rollen wahrnehmen, sich der eigenen Stärken bewusst werden, die Stärke von Teams entdecken – das alles kann in Spielen und Kooperationsübungen enthalten sein. Bei älteren Schüler*innen können Themen der Ich-Findung, Soziale Kompetenzen, Umgang mit Hass und Gewalt, Diversität, Sexualität, Medienkompetenz u.v.m. aufgegriffen werden. Auch hier hat die Kooperation mit Fachdiensten eine große Bedeutung, z.B. mit dem Seehaus, Thamar, ProFamilia.
Besonderen Stellenwert hat die „sozialräumliche“ Ausrichtung innerhalb der Leonberger Jugendsozialarbeit an Schule. Vor 22 Jahren begann die „Gemeinwesenbezogene Jugendsozialarbeit“ in Leonberg-Höfingen. 2012 beschloss der Leonberger Gemeinderat, dass die Bedürfnisse aller Kinder und Jugendlichen durch die Jugend(sozial)arbeit Leonbergs vernetzt und verzahnt in den Blick genommen und entsprechende Angebote dezentral organisiert und durchgeführt werden sollen. Das ist insofern bemerkenswert, da diese Entwicklung erst in den letzten Jahren von der Fachwelt aufgegriffen wird. Leonberg hat in diesem Sinne eine absolute Vorreiterrolle inne.
Zahlreiche Aktionen finden schulartübergreifend statt, z.B. die Aktion um den Weltmädchentag, Schulübergreifende SMV-Projekte, Gruppen der Jugendbeteiligung, das „Stadtspiel“ u.v.m. Der Gedanke ist, Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt zu sehen und sie nicht auf die Zugehörigkeit zu einer Schule und ihre Rolle als Schüler*in zu reduzieren. Schulsozialarbeit findet somit auch außerhalb der Schule statt mit der Idee, dass positive Erlebnisse in der Freizeit sich auch positiv auf das Schulklima auswirken. Auch zeitlich gesehen ist Schulsozialarbeit nicht auf die Unterrichtszeiten reduziert. Die Pausen (vor allem mittags), die Zeiten nach dem Unterrichtsende, gelegentliche Aktionen am Wochenende und in den Ferien sind wichtige Zeitfenster.
Seit dem Jahr 2020 gibt es Jugendsozialarbeit an allen Schulen Leonbergs. Der Stellenanteil der Mitarbeiterinnen hängt maßgeblich von der Schulart und der Größe der Schule ab. Auch hier macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar – aktuell gibt es zwei vakante Stellen. Vier Träger sind für die Ausgestaltung der Schulsozialarbeit in den unterschiedlichen Stadtteilen (Sozialräumen) zuständig: Jugendhaus Leonberg e.V., Waldhaus gGmbH, Verein für Jugendhilfe e.V. und die Stadt Leonberg. (sb)
Amtsblatt Leonberg – Oktober 2022