Aus neun Workshops konnten sich die Achtklässler der Gemeinschaftsschulen aus Jettingen, Gäufelden und Ergenzingen am Montagvormittag zwei aussuchen. Bei einem Stammtisch stellten sich Azubis aus Bondorf den Fragen der Jugendlichen. In der Bondorfer Zehntscheuer ging es um Berufsorientierung.
Gäubote, 05.02.2019, Anke Kumbier
Aufmerksam lauschen elf Schüler Roland Holunder, dem Leiter des Seniorenzentrums im Ort. Sie sitzen im großen Saal der Zehntscheuer in einem Stuhlkreis zusammen. Holunder stellt eine 92-jährige Bewohnerin des Heims vor. „Im Kopf bin ich noch ein bisschen so wie ihr“, meint sie und die Jugendlichen lachen. „Voll krass – Alter“ lautet der Titel dieses Workshops. Es zeigt sich, dass viele der Schüler eigene Erfahrungen mit der Versorgung von Großeltern haben und sie mit dem Thema „Pflege“ alle etwas anfangen können. Die beiden 13-jährigen Paul und Jannik von der Gemeinschaftsschule Jettingen kommen gerade vom Azubi-Stammtisch, bei dem ihnen Auszubildende aus Bondorf ihre Fragen beantwortet haben. „Es war gut“, lautet ihr Urteil. „Wir sind jetzt schlauer als vorher.“
Welche Eigenschaften sind
bei der Bewerbung wichtig?
Die Veranstaltung „Snichegal“ findet zum zweiten Mal in Bondorf statt, weil „es eben nicht egal ist, wie man ins Berufsleben startet“, so Initiatorin Tanja Möllenbeck vom Jugendreferat Jettingen. Der Vormittag soll eine Art Coaching für den Schritt ins Berufsleben darstellen. Alexander Heid vom Bondorfer dm-Markt erzählt vom „Giving Friday“, an dem das Unternehmen fünf Prozent des Umsatzes in Projekte für Jugend und Bildung stecke. „Es ist wichtig, Erfahrungen zu sammeln, was es noch braucht, außer Bewerbungen zu schreiben“, sagt Heid. Als Beispiel führt Möllenbeck die viel gerühmte Teamfähigkeit an. „Was ist das eigentlich und welche Eigenschaften bringen die Schüler dafür mit?“.
Antworten darauf soll der Workshop unter der Leitung von Philipp Fleischer, Schulsozialarbeiter in Gäufelden, liefern. Möllenbeck hebt die Unterstützung der Gemeinde hervor, die die Räumlichkeiten umsonst zu Verfügung stellt. Zudem sind elf Mitarbeiter des Waldhauses im Einsatz. Für die Lehrer ist ebenfalls gesorgt. Mit Manuela Franz, die in der dm-Filiale für die Aus- und Weiterbildung zuständig ist, tauschen sie sich darüber aus, wie in der Schule auf den Beruf vorbereitet wird und wie es dann im Unternehmen weitergeht. In einem weiteren Workshop geht es praktisch zu. Aus einigen wenigen Grundstoffen und ätherischen Ölen basteln sich die Achtklässler ein eigenes Deo zusammen. „Das ist voll cool und riecht sehr gut“, kommentiert eine Schülerin der Jettinger Gemeinschaftsschule. „Das war schon gut, dass wir uns was mischen durften“, meinen auch zwei Jungs von der Ergenzinger Schule. „Die Schüler waren begeistert und voll dabei“, freuen sich die beiden dm-Mitarbeiterinnen. Zwei hätten sich sogar nach einem Praktikumsplatz erkundigt.
Unter dem Dach der Zehntscheuer sitzen Jugendliche an vier Tischen verteilt und spielen ein Würfelspiel, es herrscht Redeverbot. Jedoch – nicht alle am Tisch kennen die Regeln. So ist ihnen bekannt, wie das Spiel am eigenen Tisch funktioniert, doch nach einer Weile müssen sie wechseln und wissen nicht mehr, was sie tun müssen, um zu gewinnen. Der Workshop „Regel-Challenge“ soll den jungen Menschen zeigen, was Regeln bedeuten, warum es sie gibt und dass sie für Orientierung sorgen können, wie Katharina Fuchs, Schulsozialarbeiterin in Jettingen erklärt. „The Story of my Life“ führt den Schülern eindrücklich und interaktiv vor Augen, was über sie alles im Internet zu finden ist, das eben auch Personaler entdecken könnten. Eine Schülerin erschrickt, dass von ihr noch Bilder aus der fünften Klasse zu finden sind. Eine andere dachte, dass es gar keine Bilder von ihr gibt, auf der Schulhomepage entdeckt sie dann doch etwas. „Das hat Spaß gemacht“, lautet das Fazit. Die Jugendlichen seien mittlerweile vorsichtiger geworden, was das Posten im Internet angeht, berichtet Workshop-Leiterin Vanessa Frey, die beim Waldhaus für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Ein paar Zimmer weiter liegt Kinderspielzeug auf dem Fußboden. Es wird dafür genutzt, den ersten Eindruck über eine Person zu veranschaulichen. „Mal ein bisschen Abwechslung“ bekommen die Jugendlichen bei Matthias Müller von Stein und Stuck aus Jettingen, der mit den Achtklässlern einen Gipskartonrohrkasten baut und ihnen den Beruf des Stuckateurs näherbringt. Und wem das noch nicht genug Auswahl ist, findet im Gemeindehaus Anregungen, sich nicht stressen zu lassen, indem man die Aufgaben in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit erledigt.
http://gäubote.de