Austausch über Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bei der Waldhaus Jugendhilfe
Waldhaus-Geschäftsführert Hans Artschwager (links) freute sich über hochkarätigen Besuch und einen produktiven Austausch Foto: red
Dieser Tage durfte die Waldhaus Jugendhilfe in Hildrizhausen besondere Gäste begrüßen. Ministerialdirektor Wolf-Dietrich Hammann vom Landesministerium für Soziales und Integration schaute am Schönbuchrand vorbei, um sich selbst ein Bild von der aktuellen Situation rund um die unbegleiteten minderjähren Geflüchteten in der Einrichtung zu machen.
Auch Jugendamtsleiter Wolfgang Trede nahm an dem Treffen teil, um die Sicht des Landkreises widerzuspiegeln. Zudem war der Paritätische Wohlfahrtsverband durch Jugendhilfereferentin Barbara Meier vertreten. Waldhaus-Geschäftsführer Hans Artschwager ist sich sicher: „Durch Zusammenkünfte wie diese können neue Lösungen für die weitere Integration von minderjährigen Geflüchteten geschaffen werden.“
Seit 2011 betreut das Waldhaus junge Asylsuchende, zeitweise wurden in der sozialen Einrichtung bis zu 85 Jugendliche versorgt. Die Anzahl derer, die Schutz suchen, nimmt stetig ab und viele sind bereits in die Selbständigkeit entlassen worden. Aktuell werden noch 69 unbegleitete Minderjährige in verschiedenen Wohnformen im ganzen Landkreis durch Mitarbeiter der Einrichtung begleitet. „Das Waldhaus“, so Trede, „hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die große Anzahl der ohne Eltern hierher geflüchteten Minderjährigen gut versorgt werden konnten“. Jetzt, so Trede weiter, gehe es darum, den aktuell noch 214 im Landkreis durch die Jugendhilfe betreuten jungen Leuten Hilfestellung im Bereich Wohnen und Bildung für einen guten Weg ins Leben zu geben.
Die Landespolitik sorgt bei der Altersfeststellung bei unbegleiteten Geflüchteten für unterschiedliche Sichtweisen bei den Betroffenen. Die Landesregierung hatte zuletzt ein Eckpunktepapier zum Thema vorgestellt, das sowohl bei Jugendämtern als auch Wohlfahrtsverbänden kritisch hinterfragt wird. Auch in Hildrizhausen war dies ein Thema. „Politik muss auch Stimmungen in der Bevölkerung aufnehmen,“, bemerkte Hammann, „die Jugendämter haben in der Vergangenheit nicht nur bei der Altersfeststellung hervorragende Arbeit geleistet“. Aus Sicht der Jugendhilfe steht die tagtägliche Arbeit vor anderen Herausforderungen. Es müssten sowohl neue Zugänge zum Arbeitsmarktals auch die Versorgung durch Wohnraum geregelt werden. „Der Weg geht hin zu Wohnheim- und Einzelbetreuungen“, meint Artschwager, „aber gerade im Landkreis ist die Suche nach Wohnraum das große Problem – überall mangelt es daran“. Für viele Geflüchtete bleibe die Wohnungsnot ein zentrales Thema: „Unsere eingeleiteten Prozesse müssen trotz dieser Problematik weiterbegleitet werden“. Die Führung des Waldhauses beschäftigt sich zurzeit vor allem damit, Perspektiven im Bereich Qualifizierung und Beschäftigung für die Geflüchteten zu schaffen. „Wir müssen den jungen Menschen einen beruflichen Anschluss bieten“, berichtet Artschwager.
Über das Kennenlernen unterschiedlicher Arbeitsbereiche könnten die Jugendlichen abgestimmt mit den Akteuren des Arbeitsmarkts und dem Kreisjugendamt direkt in den Markt begleitet und integriert werden. Die Vorstellungen sind da, jetzt gehe es an die Umsetzung. Hammann zeigte sich sichtlich begeistert von den Ideen der Einrichtung: „Wir sind sehr an solchen Modellprojekten für ,care-leaver interessiert und haben dieses Thema im Fokus.“ Überhaupt fand er nur lobende Wort an die Einrichtung am Schönbuchrand. „Hier wurde in den letzten Jahren tolle Arbeit geleistet, und wie man sieht trägt sie auch Früchte.“ Gemeinsam müssten die Verantwortlichen nun dafür sorgen, dass diese nicht verloren gehen.
Kreiszeitung Böblinger Bote, 23. August 2018