Wir nehmen Abschied von einer Ausnahmeerscheinung

LG aus Altdorf und Hildrizhausen Hirsch. 

So endeten fast immer die E-Mails von Harry Sommer.

Wer jemals auch nur per Mail mit ihm in Kontakt stand, wird auch dort die Einzigartigkeit dieses Menschen wahrgenommen haben. Einzigartig in seiner Art auf Menschen zu zugehen, seinem Umgang, seinem Einsatz und seiner positiven Einstellung zum Leben. So war dieser Harry „Hirsch“, wie er sich selbst so gerne nannte, bekannt. Im Waldhaus, in der Handballwelt, im Landkreis und über dessen Grenzen weit hinaus. 

Einzigartig auch in seiner Selbstlosigkeit. Gegenüber Jugendlichen, Kolleginnen und Kollegen und all seinen Wegbegleitern. Nun ist unser lieber Harry am 26.12.2023 nach schwerer Krankheit mit 58 Jahren von uns gegangen. 

Seit über 30 Jahren lebte und arbeitete er im Landkreis Böblingen, seine südbadischen Wurzeln hat er nie vergessen, seinen Dialekt nie verleugnet. 1987 begann er damals offiziell seine unvergleichliche Karriere bei der Waldhaus Jugendhilfe mit einem dualen Studium, am 01.01.1990 stieg er fest als Sozialpädagoge mit ein. Geschäftsführer Hans Artschwager hatte den talentierten Handballer damals als Spieler zum SV Böblingen gelotst, seine vielseitige Persönlichkeit erkannt und ihn ebenfalls für seine Jugendhilfeeinrichtung verpflichtet. Beinahe 20 Jahre lang arbeitete er als Betreuer in einer Wohngruppe in Hildrizhausen, prägte die Lebensläufe vieler Jugendlicher mit und wurde für seine Kolleginnen und Kollegen zu einem wahren Freund. Durch seine stets positive Art und seinen unermüdlichen Einsatz kam er immer bei allen gut an und war zuletzt in Altdorf und Hildrizhausen als Jugendreferent aktiv. Egal ob Sommerferienprogramme, Open-Air Kino oder Jugendforen – Harry setzte unaufhörlich alles daran, den Menschen in seiner Arbeit eine Stimme und einen Platz zu geben. 

Als am 24. Februar 2022 der russische Angriff auf die Ukraine begann, stand Harry auf dem Waldhaus Stammgelände und meinte: „Ich packe meinen Bus mit Spenden und fahre dahin, die Leute brauchen doch Unterstützung!“ Knapp eine Woche später sollte er tatsächlich die Gelegenheit bekommen in dieser größten Not zu helfen und machte sich auf nach Rumänien, um 73 ukrainischen Kinder und Jugendlichen die Flucht nach Deutschland zu ermöglichen. Eines der ersten Worte, die diese Kinder in Deutschland kannten war: Harry. Und wenn sie ihren Harry dann mit leuchtenden Augen begrüßten, leuchtenten auch seine. 

Ein Leuchten, welches er auch unentwegt zeigte, wenn es um seine Lieblingssportart Handball ging. Egal ob selbst als Spieler oder jahrelang als Trainer bei der HSG Schönbuch, dem SV Magstadt oder der HSG Böblingen/Sindelfingen – Harry brannte für den Sport und übertrug dieses Feuer auf jeden seiner Mannschaftskameraden und Spieler. 

Es wird schmerzlich fehlen dieses Feuer. Diese Selbstlosigkeit, diese positive Ausstrahlung. 

Die Einzigartigkeit von Harry „Hirsch“ Sommer. 

Eine Ausnahmeerscheinung, die für immer in Erinnerung bleiben wird. 

Hildrizhausen, Januar 2024