Jahresrückblick Jugendberufshilfe

Der Übergang Schule > Beruf

Die Jugendstudie Baden-Württemberg zum Verschwinden von jungen Menschen beim Übergang Schule & Beruf zeigt deutlich, dass eine persönliche Begleitung in die zuständige Maßnahme, ein sogenannter „warmer Übergang“, ein zentraler Erfolgsfaktor ist. Die Vielfalt unserer Projektangebote in Sindelfingen bzw. inzwischen auch in enger Kooperation mit den Standorten in Leonberg, Hildrizhausen und Herrenberg ist darum ein Erfolgsmodell für junge Menschen sowie für Erwachsene. Oft können wir Jugendliche bei Bedarf direkt aus einem Angebot der Straffälligenhilfe in ein Jobcenterangebot oder in eine Jugendhilfemaßnahme begleiten.

Wege heraus aus der Straffälligkeit

Jugendkriminalität wird in der kriminologischen Forschung oft als episodenhaft beschrieben. Das bedeutet, dass ein junger Straftäter bzw. eine junge Straftäterin keinesfalls sein/ihr restliches Leben straffällig bleibt, sondern dass sich dieses abweichende Verhalten beim Erwachsenwerden wieder auflöst. Dafür ist der Einfluss von Familie, Peergroup und Gesellschaft sehr wichtig. In der Fachöffentlichkeit wird häufig darauf verwiesen, dass zwei Schlüsselprozesse diese Entwicklung positiv beeinflussen können: Der erste Schritt kann die emotionale Verbindung mit einer Partnerin oder einem Partner sein, der/die das straffällige Verhalten nicht fördert. Der zweite wichtige Prozess ist der Einstieg in Arbeit, eine Ausbildung oder eine Beschäftigung. Eine Bildungsperspektive oder die Integration in Arbeit bringen Sicherheit und Stabilität, das schafft gleichzeitig die Basis für eine sinnvolle Lebensperspektive. Darum stellen eine gute Vernetzung und die Kooperation der verschiedenen Projekte in der Jugendberufshilfe und in der Straffälligenhilfe wertvolle Synergieeffekte für unsere Zielgruppe dar. Außerdem kooperieren wir eng mit den anderen Fachbereichen des Waldhauses und mit sonstigen Angeboten im Landkreis Böblingen.

TRIAS „Schulverweigerung – Die 2. Chance

Zu Beginn des Jahres wurde die Platzzahl von TRIAS im gesamten Landkreis auf insgesamt 32 Plätze für schulverweigernde Kinder- und Jugendliche angehoben, auf das Waldhaus entfallen davon 13 Plätze. Anfragen bei aktiver Schulverweigerung haben weiter zugenommen. Waren es im Schuljahr 2021/22 noch 19 von 25 Schüler:innen, reagierten im Schuljahr 2022/22 22 von 29 Schüler:innen u.a. auf eine hohe psychische Belastung mit aktiver Verweigerung …

Die durchschnittliche Fehlzeit an der Schule lag bei 74 Prozent. Das entspricht einem Anstieg der Fehlzeiten um 10 Prozent. Deutlich fiel die Zunahme an Schüler:innen auf, welche die Schule gar nicht mehr besuchten. Deren Fehlzeit lag somit bei 100 Prozent.

Im vergangenen Schuljahr 2022/2023 wurden insgesamt 29 Schüler:innen durch Mitarbeiterinnen des Waldhauses an 17 unterschiedlichen Schulen in der Region betreut (19 Schüler und 10 Schülerinnen).

Die Anzahl der männlichen Schulverweigerer ist im Vergleich zum letzten Schuljahr wieder angestiegen. Siebzehn Kinder und Jugendliche konnten das Projekt TRIAS im Laufe des Schuljahres beenden. Im Vergleich zum letzten Schuljahr blieb die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die unter Ängsten oder psychischen Problemen litten, gleich hoch (76 %). Dies führt zu einem deutlichen Mehraufwand an Betreuungsstunden und zu einer längeren Verweildauer im Projekt.

Erneut hat sich bestätigt, dass über unseren niederschwelligen Ansatz eine gute, schnelle und zielführende Hilfe angeboten werden konnte.

Eine Mutter: „Danke nochmals, dass Sie heute mal wieder dabei waren. Ganz ehrlich: wenn ich Sie nicht gefunden hätte, hätte ich wahrscheinlich schon längst aufgegeben.“

BAAN

Ein besonderes Highlight war der „Feuer & Kunst“-Markt auf dem Stammgelände. Die Teilnehmenden hatten vorab Seifen, Marmelade, Bratäpfel, Kräutersalz, Fotoständer und heiße Schokolade am Stiel hergestellt und dort erfolgreich verkauft. Weitere Besonderheiten waren die Bewirtung beim zehnjährigen Jubiläum der Jugendberufshilfe und der Kuchenverkauf beim Waldhaus-Sommerfest. – Verschiedene Ausflüge, etwa zur KZ-Gedenkstätte, zum Schwarzlicht-Minigolf, zum Tierpark Pforzheim, zum Höhenpark Killesberg, und zum Weihnachtsmarkt in Esslingen rundeten das BAAN-Programm ab.

Befragung von Pro-Werk-Teilnehmenden:

„Was gefällt dir im ProWerk?“

  • Mir gefällt, dass die Gruppen kleiner sind und ich nicht gezwungen werde, zur Pause nach draußen zu gehen.
  • Dass sie uns bei allem helfen, um einen guten Abschluss zu bekommen.
  • Man findet oft gemeinsam eine Lösung
  • Ich kann hierherkommen, weil mich keine Schule mehr aufgenommen hat.
  • Mathe, weil es sehr viel Spaß mit Debora macht und ich verstehe dann alles!
  • Arbeitsprojekt, weil man da manchmal Spaß hat. Mathe & Englisch auch.
  • ProWerk hilft mir, meinen Abschluss zu machen. Sie reden mit mir auch über Themen, über die du mit niemandem reden kannst.

 

„Was gefällt dir nicht?“

  • Die Regeln und Handyabgabe sind unnötig und die Nachrichten zu lange und das Berichtsheft muss abgeschafft werden.
  • Dass man keine Ferien hat
  • Scheiße, muss 6 Stunden bleiben (egal muss ich durchziehen).

 

„Wie nimmst du die Mitarbeitenden dort wahr?“

  • Ernst, ich respektiere sie. Manchmal sind sie streng.
  • Nick lacht viel, kann aber auch streng sein.
  • Kathrin kann auch streng sein, ist aber eine echt nette tolle Frau.
  • Sehr hilfsbereit!
  • Nervige Gestalten!
  • Kathrin, Debora und Nick – ohne die wäre es langweilig.

„Wie verlässt du die Jugendberufshilfe: Was nimmst du mit, was lässt du dort?“

  • Ich nehme meine Müdigkeit mit und den Stress lasse ich dort.
  • Ich habe gute Laune, wenn ich gehe.
  • Ich lasse den ganzen Druck im Kopf dort mit einem guten Gewissen.
  • Mit Freude, weil ich was gelernt habe.