Artikel vom 01. Februar 2017 aus der Kreiszeitung Böblingen
Von Hans-Dieter Schuh
Beim Fototermin mit Landrat Roland Bernhard (links) ließen es sich die Organisatoren und Teilnehmer von ECOfit nicht nehmen, im Freien auf der Terrasse des Waldhaus-Cafés Fuchsbau am Rand des Naturparks Schönbuch zu posieren – schließlich wollen sich alle für den Klima- und Umweltschutz einsetzen Foto: Thomas Bischof
HILDRIZHAUSEN. Ökologisch arbeiten und dabei Kosten reduzieren – das sind die beiden Hauptziele der Energieagentur Kreis Böblingen gGmbH und des Umweltministeriums. ECOfit heißt das Projekt, das diese Ziele der Energieagentur mittels Workshops über zwölf Monate kleinen und mittleren Firmen nahebringt – mit dem ECOfit-Zertifikat am Ende, quasi dem Öko-Abitur für die beteiligten Betriebe. Die Firmen sollen mit dem Projekt in die Lage versetzt werden, möglichst viele Verbesserungsmaßnahmen in den Bereichen Energie, Wasser, Abfall und Ressourcen umzusetzen.
Im Beisein hochrangiger Vertreter der sechs Firmen gab Landrat Roland Bernhard samt seinem Vize Martin Wuttke den Startschuss des ersten mit von der Energieagentur getragenen ECOfit-Projekts. Wenngleich die Förderung durch das Umweltministerium schon im Jahr 2005 aufgelegt wurde und sich seitdem über 30 Städte und Landkreise mit über 450 Firmen daran beteiligen, brauche sich der Landkreis Böblingen beim Thema Klimaschutz nicht zu verstecken. Schon bislang habe der Kreis sich stark gemacht dafür, zum Wohl kommender Generationen den CO2-Ausstoß zu verringern und Energie einzusparen. Zum einen seien da auch die Bürger gefragt, zum zweiten unterstütze der Landkreis mit der Energieagentur das Energiemanagement in sechs Kommunen und zum dritten seien nun die Unternehmen im Fokus. Da sei noch „Luft nach oben“, meinte der Landrat, was das Interesse angeht.
Organisatorisch mit im Boot sind neben den teilnehmenden Betrieben die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) und das Beratungsunternehmen Arqum (Gesellschaft für Arbeitssicherheit-, Qualitäts- und Umweltmanagement). Arqum führt acht Workshops im Laufe des einjährigen ECO-fit-Programms durch sowie drei bis vier firmenspezifische Beratungstermine.
Etwa 80 Firmen allein im Großraum Stuttgart haben sich seit dem Jahr 2005 an der EVOfit-Programm mitgemacht, 16 davon aus dem Landkreis Böblingen. In Hildrizhausen warb ein Vertreter der Leonberger Firma Lewa für ECOfit. Lewa hat das Programm schon vor sechs Jahren gestartet. Mit Erfolg, wie Werner Bartole berichtet, der bei dem Pumpenhersteller mit etwa 600 Beschäftigten für Arbeitssicherheit verantwortlich ist. Nach seiner Erfahrung hat ECOfit der Firma viel gebracht an positiven Anregungen, Optimierung interner Abläufe durch Umweltbetriebsprüfungen, Erfassung der Leistung durch Umwelt-Kennzahlen und nicht zuletzt durch die Rechtssicherheit durch den Arqum-Rechts-Check. „Man ist da nie am Ende“, ist sein Fazit des Strebens nach mehr Umweltschutz. Auch lasse sich oft nicht exakt feststellen, wie hoch der Kosten-Nutzen-Effekt sei, da viele Arbeitsfelder ineinander übergehen. Im Detail sei jedoch viel zu erreichen, man denke allein an Amortisationszeiten von ein bis zwei Jahren bei der Umstellung auf LED-Leuchten.
Auch für Landrat Bernhard ist klar, dass sich ECOfit für die Firmen und das Klima rechnet. Der Eigenanteil für die Firmen liegt je nach Größe zwischen 2600 und 5500 Euro. Die Teilnahme lohnt sich: Bei den ersten beiden Projektrunden in Böblingen haben die Firmen jährlich etwa 390 000 Euro eingespart und dabei der Umwelt mit der Einsparung von über zwei Millionen Kilowattstunden und etwa 1000 Tonnen CO2 einen Dienst erwiesen.
„Beim Umsetzen von Umweltstandards effektiver werden“
Die sechs Firmenvertreter erhoffen sich durch ihre Teilnahme an dem Workshop, der am Mittwoch an Ort und Stelle begann, genau diese Vorteile. Zum Beispiel Hans Artschwager von der Hildrizhausener Waldhaus eGmbH. Waldhaus hat bereits in den Klimaschutz investiert und durch die Umstellung der Heizung von Öl auf Holzhackschnitzel etwa 120 Tonnen CO2 eingespart. Von ECOfit verspricht er sich zunächst Fortschritte beim Müllentsorgungs-Management. Der Herrenberger Bäcker Jochen Baier hat bei seinem im letzten Jahr eingeweihten Neubau schon alle Umwelt-relevanten Themen abgearbeitet. Er will von ECOfit bei der Umsetzung durch die Mitarbeiter profitieren.
Auch Patrik Dinser, kaufmännischer Leiter der Herrenberger Firma Feinmetall (Prüftechnik) mit 280 Mitarbeitern und Standorten auf allen Erdteilen hat Umweltzertifizierungen bereits umgesetzt. Er geht jedoch davon aus, dass es in seiner Firma durch Anregungen von außen noch viel Potential für Verbesserungen gibt. Aufbauen auf bereits Erreichtes wollen auch die Firmen Elektro Breitling in Holzgerlingen und Heizung/Sanitär Mundle in Sindelfingen. „Wir wollen beim Umsetzen effektiver werden“, formuliert Michael Mundle.
Neben den finanziellen Aspekten ist ECOfit eine kostengünstige Vorstufe zum Einstieg in ein Umwelt- oder Energiemanagementsystem. Imagevorteile dürften dabei ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden durch die Zertifizierung durch die Energieagentur, das Umweltministerium und die KEA Baden-Württemberg.