Jugendreferent Harry Sommer macht sich jetzt an den Grundschulen in Hildrizhausen und Altdorf stark für ein Projekt der Entmüllung unserer Umwelt Foto: Martin Müller
Wie können Kinder und Jugendliche dafür sensibilisiert werden, dass unsere Umwelt und die Landschaft, in der wir leben, nicht unnötig mit Müll verschandelt wird? Ein Gegengewicht zur Wegwerfgesellschaft setzt das Jugendreferat in Altdorf und Hildrizhausen mit einem Müllentsorgungs- Projekt jetzt an den beiden Grundschulen.
Von Martin Müller, Kreiszeitung Böblinger Bote, 08.10.2018
ALTDORF/HILDRIZHAUSEN. Harry Sommer ist nicht nur der Handballtrainer der BöSis in der Württembergliga der Männer. Seit 32 Jahren ist der Sozialpädagoge vor allem als Jugendreferent bei der Jugendhilfe Waldhaus am Start. Jugendreferent in Hildrizhausen ist er bereits seit elf Jahren; vor zwei Jahren hat er zu 50 Prozent nun auch das Jugendreferat in Altdorf unter seine Fittiche genommen. Aus dieser Doppelfunktion entstehen nun ganz neue Möglichkeiten, auch größere, ortsübergreifende Vorhaben in Angriff zu nehmen. Und so legt sich der 53-Jährige nun für beide Kommunen mit einem Projekt zur Müllvermeidung ins Zeug.
Dabei ist die Projektidee keineswegs auf seinem eigenen Mist gewachsen, sondern er ist dieses Frühjahr über einen Zeitungsartikel zu den Gebrüdern Klingenstein in Dagersheim gestolpert. Die beiden Brüder Fynn (12) und Pit (10) hatten dort die Idee, aktiv gegen die Vermüllung unserer Umwelt zu Felde zu ziehen und selbst einen Beitrag zu leisten für eine saubere Welt.
Statt immer nur darüber zu reden, dass etwas passieren müsste und sich ändern sollte, geht es ihnen darum, tatsächlich etwas zu tun. Und sie haben dabei nicht nur Freunde und Familienmitglieder, sondern vor allem auch ihre Schulkameraden mit ins Boot geholt. „Ein Stück am Tag“ lautet der Projekttitel der beiden Klingensteins, für den es mittlerweile auch eine eigene Website gibt (http://www.einstueckamtag.jimdo.com). Dahinter steckt der Kerngedanke, dass unsere Erde bald besser aussieht, wenn jeder Mensch nur ein Stück Müll am Tag aufliest und entsorgt.
Die beiden Bürgermeister und Schulleiterinnen sind begeistert
Ein imponierender Ansatz, findet Harry Sommer, der ihm so gut gefallen hat, dass er ihn nun mehr oder weniger 1:1 nach Altdorf und Hildrizhausen überträgt. Die Bürgermeister Erwin Heller und Matthias Schöck waren sofort von der Sache begeistert, berichtet Sommer, und haben sich angeschlossen. Ebenso sind die Schulleiterinnen Jutta Boboschka in Hildrizhausen und Petra Stegemann in Altdorf gleich auf den Zug aufgesprungen.
Doppeltes Kick-off heute in den beiden Grundschulen
Und so kommt es nun zur doppelten Kick-off-Veranstaltung am heutigen Dienstag, 9. Oktober: um 9 Uhr in der Festhalle neben der Grundschule Altdorf und gleich darauf um 10 Uhr im Schönbuchsaal bei der Grundschule Hildrizhausen.
Auch die beiden Klingenstein-Brüder sind dann vor Ort am Start: In Kurzinterviews mit ihnen will Harry Sommer vor den Grundschülern aller Jahrgangsstufen vermitteln, warum es Sinn macht, für die Müllbekämpfung in die Offensive gehen. „Natürlich steht Müllvermeidung immer an erster Stelle“, sagt Jugendreferent Sommer. Dennoch könne jeder seinen konkreten Beitrag leisten für eine saubere Natur in seiner direkten Lebenswelt. „Aus kleinen Anfängen heraus immer größere Kreise zu ziehen“, sei dabei einer der Grundgedanken, erläutert Sommer. Er ist zuversichtlich, dass die Projektidee über die anderen Waldhaus-Referate noch auf die ganze Schönbuchlichtung ausgreifen wird: „Da wird was relativ Großes draus“, ist er überzeugt.
Beide Schulen also werden durch die Kommunen mit Eimern, Greifzangen und Arbeitshandschuhen ausgestattet, auf die die Schüler immer wieder zugreifen können. Und sobald jemandem ein Stück Müll ins Auge sticht, kann er im Handumdrehen aktiv werden, das Teil aufgabeln und entsorgen. Damit nicht genug, soll das Thema Ökologie und Umweltschutz auch in die Klassenzimmer selbst hineingetragen und Teil des Unterrichtsfachs Sachkunde werden. „Wir wollen hier nicht von oben herab eine Pädagogik mit dem Zeigefinger machen“, beschreibt Harry Sommer das Anliegen der Klingenstein-Brüder, das er nun zu seinem eigenen gemacht hat: Es gehe viel mehr darum, aus eigenem Antrieb heraus tätig zu werden. „Und Schulkameraden können sich ja durchaus auch gegenseitig oder auch Erwachsene zur Rede stellen, wenn einer einfach seinen Müll in der Landschaft entsorgt oder herumliegen lässt“, meint Harry Sommer.
Damit ist es aber immer noch nicht genug: Geplant sind bis zum Frühjahr / Sommer 2019 zahlreiche Aktionen, um das Projekt zumindest in Hildrizhausen und Altdorf ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben: zum Beispiel mit wetterfesten Postern an den Spielplätzen. Zudem wird Harry Sommer sich an den Grundschulen auf die Suche nach Freiwilligen machen, die an einer Flyer-Aktion der Kommunen mitmachen – mit Infoständen vor dem Netto in Hildrizhausen und beim Edeka in Altdorf. Harry Sommer wünscht sich zudem, dass das Schüler-Konzept der Müllbeseitigung auch in großen Markungsputzeten einmündet. Während solche Putzeten in Hildrizhausen alljährlich im März stattfinden, sind sie in Altdorf eher die Ausnahme. Harry Sommer sieht da noch viel Luft nach oben.
https://www.krzbb.de/krz_52_111601025-13-_Kampfansage-an-die-Vermuellung-der-Umwelt.html?archiv=1